Nachbericht zum Responsible Management Summit 2025

Globale Verantwortung zwischen Regulierung, Resilienz und Realität 

Am 4. Juli 2025 fand in den Räumlichkeiten von KPMG in Berlin der Responsible Management Summit des Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik statt. Unter dem Leitthema „Neue Herausforderungen und Chancen für die globale Unternehmensverantwortung“ versammelten sich führende Stimmen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Der Summit wurde zu einem facettenreichen Dialog über Legitimität, Komplexität und Zukunftsfähigkeit unternehmerischer Verantwortung. 

In seiner einordnenden Eröffnungsrede betonte Prof. Dr. Stephan Grüninger, Vorstandsvorsitzender des DNWE, die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses von Compliance & Unternehmensverantwortung. Angesichts geopolitischer Unsicherheiten, wachsender Regulierung und einer wachsenden Reaktanz gegenüber Bürokratie brauche es einen konstruktiven Ordnungsrahmen, der Verantwortung nicht durch Überregulierung blockiere, sondern ermögliche. 

Dabei plädierte er für: 

  • Smart Regulation statt Detailregelung, 
  • Compliance als Führungsaufgabe, eingebettet in Unternehmenskultur, 
  • und eine Transformation hin zu einer wertebasierten, wirtschaftlich tragfähigen Verantwortungspraxis. 

Unter dem Titel „Wieso globale Corporate Responsibility jetzt Mut braucht“ formulierte Daniel Schmid, Vorstandsvorsitzender von econsense, drei zentrale Thesen: 

  1. Nachhaltigkeit erfordert Mut; insbesondere in einer Zeit, in der politische Gegenwinde zunehmen und kurzfristige Interessen dominieren.  
  2. Nachhaltigkeit braucht einen Rahmen der Orientierung gibt, Investitionen belohnt und nicht durch überbordende Regulatorik ausbremst. Die politische Auseinandersetzung dürfe nicht in aggressive Rhetorik abgleiten, sondern müsse transparente, verlässliche Prozesse bieten. 
  3. Nachhaltigkeit lohnt sich wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich. Je früher Unternehmen handeln, desto resilienter und wettbewerbsfähiger werden sie in einer zunehmend fragilen Weltwirtschaft sein. 

Das vollständige Thesenpapier von econsense, auf das Daniel Schmid sich bezog, finden Sie hier. 

Dr. Carsten Stender, Ministerialdirektor des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales stellte die Rolle der Unternehmen in einer sich verändernden Weltordnung in den Mittelpunkt. Seine prägnante These: „Akzeptanz ist der Schlüssel erfolgreicher Lieferkettenpolitik“, da Regulation nur dann sinnvoll umgesetzt werden kann, wenn alle Teilhabenden der Lieferkette sie nachvollziehen können und akzeptieren. Zudem warnte er vor dem „Schweinezyklus der Regulierung“:
Bis Regeln in Europa verhandelt und national umgesetzt sind, hat sich das Problem schon verändert. Dies hat zur Folge, dass Unternehmen kaum verlässlich in Prozesse und Instrumente investieren können. Damit dies nicht zum Standard wird, brauche es eine neue Balance zwischen Kontrolle und Vertrauen, zwischen Ordnungsrahmen und unternehmerischer Verantwortung. 

In der ersten Podiumsrunde diskutierten Dr. Carsten Stender, Gerhard Becker (MaxTex), Dagmar Bott (GIZ), Thorsten Pinkepank (BASF) und Patrick Späth (Morrison Foerster) Nadine-Lan Hönighaus (KPMG) zu den Pflichten und Grenzen der Unternehmensverantwortung. Die Diskussion offenbarte ein Spannungsfeld: Unternehmen wollen gestalten, aber benötigen dafür klare, flexible und wirtschaftlich umsetzbare Rahmenbedingungen, ohne im Regulierungsdickicht zu versinken. 

In zwei Workshop-Runden wurde das Tagungsthema vertieft, wobei die Teilnehmenden zwei aus fünf Workshops frei wählen konnten. Die Workshop-Sessions am Vormittag und Nachmittag boten den Teilnehmenden praxisnahe Einblicke in zentrale Zukunftsfragen unternehmerischer Verantwortung. Unter dem Motto „Think globally. Act locally.“ diskutierten Kai Michael Beckmann und Yakari Prause (sneep e.V.), wie ethisches Engagement bereits im Studium und auf lokaler Ebene Wirkung entfalten kann. Sebastian Schmitz (GIZ) und Christoph Kowalewski (Transparency Deutschland) widmeten sich der Frage, wie Integritätskultur in Unternehmen messbar und sichtbar gemacht werden kann. Erfahren Sie mehr dazu hier. Im Workshop „Beyond Compliance“ zeigte Timo Herold (KPMG) auf, welche Chancen, aber auch praktischen Schwierigkeiten sich von der operativen Umsetzung bis zur strategischen Integration in Geschäftsmodelle aus der ESG-Regulatorik ergeben. Einen bildungsbezogenen Impuls setzte Prof. Dr. Lisa Fröhlich (PRME Chapter DACH) mit einem Workshop zur Responsible Management Education. Sie verdeutlichte, wie Hochschulen zukünftige Führungskräfte auf ein verantwortungsbewusstes Wirtschaften vorbereiten können, sowohl inhaltlich als auch durch neue didaktische Formate. Zudem wurden die Ergebnisse des Global Survey for Business Ethics der TU Dresden und UTH Regensburg des vorgestellt. Im gemeinsamen Workshop von Prof. Dr. Monika Eigenstetter (DNWE), Sabine Paulsen (MaxTex) und Ebby Anahita Shirazi (YNEO GmbH)  wurde behandelt, wie die Twin Transition (die gleichzeitige ökologische und digitale Transformation) sozial gerecht und unternehmerisch machbar gestaltet werden kann. Das vorgestellte Rahmenwerk der Organizational Development Goals (ODGs) lieferte dafür einen strategischen Kompass. Hier finden Sie die Folien für weitere Details. 

Dr. Christoph Klahold unterstrich in seiner Keynote die wachsende Bedeutung menschenrechtlicher Compliance in globalen Konzernen wie BMW. Verantwortung dürfe nicht als juristisches Korsett, sondern müsse als Führungsprinzip verstanden werden, das zwar verankert ist in Prozessen, aber von Haltung getragen wird. Hier gelangen Sie zu den Präsentationsfolien. 

In der darauffolgenden Podiumsdiskussion diskutierten unter der Moderation von Prof. Dr. Maud Schmiedeknecht Bildungs- und Praxisvertreter:innen über Kompetenzen für verantwortungsvolles Handeln.
Zentrale Einsichten dieses Panels waren:
– Wertebasierte Ausbildung beginnt früh: in Schule, Studium und beruflicher Weiterbildung.
– Unternehmen müssen CSR nicht nur leben, sondern im Alltag, in Programmen und durch Vorbilder auch lehren
– Ethik ist kein Randthema, sondern Leadership-Kompetenz. 

Im Anschluss stellte Prof. Markus Scholz mit seinem Beitrag „Unternehmensethik zur Zeit der Monster“ seine aktuelle Studie vor. In dieser gaben nur 16,6% der befragten Führungskräfte in der Wirtschaft an, dass der Schutz der liberalen Demokratie wichtig sei und nur 12,5 % gaben an, sich aktiv gegen Rechtsextremismus engagieren zu wollen. Gerade in Zeiten von Unsicherheit, Autoritarismus und Polarisierung brauche es jedoch Unternehmen, die Haltung zeigen und Orientierung geben. Seine provokante These: Wenn wir die offene Gesellschaft nicht schützen, brauchen wir über ESG bald gar nicht mehr zu reden. Die Präsentation finden Sie hier.  

Prof. Dr. Jacob Dahl Rendtorff, Präsident des European Business Ethics Network, betonte in seiner Closing Remark zum Abschluss des Summits die Bedeutung internationaler Kooperation für eine verantwortungsvolle Wirtschaft. 

Der Responsible Management Summit 2025 zeigte eindrucksvoll, dass
Unternehmen Verantwortung übernehmen wollen. Doch um diese glaubwürdig und wirksam zu gestalten, braucht es: 

  • Mut zu klarer Werteorientierung auch gegen den Strom 
  • Rahmenbedingungen, die Wirkung ermöglichen statt lähmen 
  • Regulierung mit Maß, Marktlogik und Augenmaß 
  • Compliance als integrierte Führungsaufgabe statt als Bürokratieapparat 
  • Transformation als Chance  

Mit dabei waren:

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